Oberin Ruth Elster: Pionierin mit Weitblick

Oberin Ruth Elster: Pionierin mit Weitblick

Menschen mit Potenzial und Weitblick für die B. Braun-Stiftung zu gewinnen war schon immer das Ziel. Anlässlich des 53. Geburtstags der B. Braun-Stiftung stellen wir eine der erste Kuratoriumsmitgliederinnen vor: Oberin Ruth Elster.

Als die B. Braun-Stiftung am 11. Februar 1966 gegründet wurde, war die Präsidentin des Agnes-Karll-Verbandes, Ruth Elster, dabei. Sie kämpfte zeitlebens zielstrebig für mehr Anerkennung des Pflegeberufes. Unkonventionell und ihrer Zeit voraus. So setzte sich Elster in ihrer Laufbahn für mehr Männer im Pflegeberuf ein. Der Blick über den Tellerrand war der reiselustigen Oberin damals schon wichtig. Sie befürwortete nicht nur längerfristige Auslandsaufenthalte von Stipendiaten, sondern ging selbst auf die Reise. Ausländische Fachkräfte in deutschen Krankenhäusern waren bereits in den Jahren 1960er Jahren ein Thema. Oberin Elster stellte selbst einen Antrag. Sie ging im Auftrag der B. Braun-Stiftung auf Studienreise nach Korea, Philippinen, Formosa, Japan und Hongkong, um den Einsatz von Fachpersonal aus dieser Region in deutschen Krankenhäusern zu beurteilen. Am 21. Juli 2002 verstarb Ruth Elster im Alter von 89 Jahren.

Nach dem Abitur im Jahr 1932 begann Ruth Elster, geboren am 31. März 1913 in Bernburg (Saale), eine Ausbildung zur Krankenpflegerin in Zeitz (Sachsen-Anhalt). Nach ihrem Abschluss im Jahr 1935 in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) ging Elster auf Wanderschaft. Sie arbeitete unter anderem in Brandenburg an der Havel, Stuttgart, Berlin-Rüdersdorf, Tübingen und Kiel. Kurz vor Kriegsbeginn war sie für ein halbes Jahr am General Hospital in der englischen Stadt Harrogate beschäftigt und vertiefte ihre sprachlichen und beruflichen Kenntnisse.

Während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren arbeitete die reiselustige Oberin zunächst als Unterrichtsschwester und später als Pflegedienstleiterin an den Kliniken Dessau, Husum, Klagenfurt, im Feldlazarett St. Veith (Kärnten), Hamburg und Schleswig. Im Jahr 1948 wurde Sie von der württembergischen Landesgruppe des Agnes-Karll-Verbandes in Stuttgart zur Vorsitzenden gewählt (Der Agnes-Karll-Verband ist die Vorgängerorganisation des heutigen Deutschen Berufsverbands für Krankenpflege e.V. (DBfK). In den darauffolgenden Jahren wurde sie Mitglied der Geschäftsführung des gesamtdeutschen Verbandes. Sie vertrat ihre Standpunkte innerhalb dieses Gremiums so überzeugend und konsequent, dass sie im April 1957 zur Präsidentin gewählt wurde. Im Oktober desselben Jahres folgte die Wahl zur 1. Vorsitzenden der Deutschen Schwesterngemeinschaft (DSG).

Sie kämpfte in dieser Zeit zielstrebig für mehr Anerkennung des Pflegeberufes und forderte dies aktiv ein. Internationale Würdigung bekam Sie für die Organisation und Durchführung des ICN (International Council of Nurses) Kongresses in Frankfurt am Main im Jahr 1965, an welchem 6000 Pflegekräfte teilnahmen.

Ruth Elster war im Denken Ihrer Zeit voraus. Das Kämpfen für den Fortschritt, das war ihr wichtig und auch in kontrovers diskutierten Themen der Pflege. In ihrer Amtszeit als Präsidentin setzte sich Elster nicht nur für die Stärkung des Selbstbewusstseins des Pflegeberufes ein, sondern auch für männliche Pflegefachkräfte im Agnes-Karll-Verband. Sie war damit trotz Widerständen aus den eigenen Reihen am Ende erfolgreich. Ebenso veränderte Oberin Elster den thematischen Schwerpunkt der Verbandszeitschrift „Pflege Aktuell“ auf ärztliche Beiträge zur Fortbildung des Pflegepersonals (Die Verbandszeitschrift „Pflege Aktuell“ ging im Jahr 2006 in der Fachzeitschrift „Die Schwester Der Pfleger“ des Bibliomed Verlags auf). 

Auf Einladung der Brüder Dr. Bernd und Otto Braun trat sie am 11. Februar 1966 mit Gründung der B. Braun-Stiftung dem Kuratorium bei, dem Sie acht Jahre bis zu Ihrer Pension verbunden blieb. Elster unterstützte das Lernen von den Besten, fand den Austausch mit anderen Ländern besonders wichtig. Wenn es sich mit den Richtlinien der Stiftung vereinbaren ließ, unterstützte sie Auslandsaufenthalte zur beruflichen Fortbildung, etwa im Bereich der Pflege als Vorbild geltenden England oder in den skandinavischen Ländern. Sie selbst stellte einen Antrag auf eine Studienreise in den ostasiatischen Raum (Philippinen, Korea, Formosa, Japan und Hongkong), um den Einsatz von Fachpersonal aus dieser Region in deutschen Krankenhäusern zu beurteilen. Das Bundesgesundheitsministerium, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, das Bundesarbeitsministerium und die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung unterstützten Frau Elster gleichfalls bei diesem Vorhaben. Sie trat Ihre Reise von Mai bis Juni 1967 an. Die Erkenntnisse der Studienreise sind in der neunten und zehnten Ausgabe der Fachzeitschrift „Die Schwester“ veröffentlicht worden. Ebenso ließ Oberin Elster ausführliche Berichte allen zuständigen Ministerien und Behörde zukommen.

Sie stellte fest, dass die Bundesrepublik auf großflächige und unseriöse Anwerbungsmaßnahmen in Ostasien zur Gewinnung von Pflegefachpersonal für den deutschen Pflegemarkt ganz verzichten soll, da solche Kampagnen zu einem schlechten Ruf vor Ort geführt haben.

Ruth Elster wurde am 1. Februar 1974 auf der achten Kuratoriumssitzung in den Ruhestand verabschiedet. Ihr folgten Frau Oberin Rosemarie Weinrich und Oberin Adelheid Lingens in Ihrer Position.  

Nachdem Ruth Elster 1973 aus dem aktiven Berufsleben und der verbandspolitischen Tätigkeit ausgeschieden war, engagierte sie sich weiter für die Pflege und „ihren“ Berufsverband. Sie veröffentlichte im Jahr 2000 das Buch „Der Agnes-Karll-Verband und sein Einfluß auf die Entwicklung der Krankenpflege in Deutschland.“ Am 21. Juli 2002 verstarb Ruth Elster im Alter von 89 Jahren in Eutin (Ostholstein).

Quellen:
- „B. Braun Stiftung: Kuratorium allgemeiner: Schriftwechsel, Funktionsbereiche“ in: BBST Archiv Meslungen (Signatur: UA 1836)
- „B. Braun Stiftung: B. Braun Stiftung Melsungen 1968-1972“ in: BBST Archiv Meslungen (Signatur: UA 1789).
- „B. Braun Stiftung: Kuratoriumsausschussprotokolle ab 1984“ in: BBST Archiv Meslungen (Signatur: UA 1837).
- Dokumentation & Fotoalbum von Elfriede Horn: „Eine Hauszeitschrift wird zur führenden Zeitschrift für Krankenpflege in der Bundesrepublik Deutschland - ja, in Europa“ in: BBST Archiv Meslungen (Signatur: UA 1567).
- https://www.pflege-wissenschaft.info/datenbanken/who-was-who-in-nursing-history/104-- datenbanken/who-was-who-in-nursing-history/11282-elster-ruth
- https://www.socialnet.de/rezensionen/15673.php
- https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Elster