Mentoringprogramm Ansporn für die eigene Weiterentwicklung
Wie heißt es so schön? Reisen bildet. Genau deshalb führt die B. Braun-Stiftung im Rahmen ihres berufsbegleitenden Mentoringprogramms eine Studienreise durch. Anfang Juni 2024 war sie mit den Absolvent*innen in Wien unterwegs. Vermittelt wurden der Gruppe viel Wissenswertes über das österreichische Gesundheitssystem und innovative Versorgungsansätze von Krankenhäusern in Richtung Ambulantisierung. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich mit führenden Expert*innen und Entscheidungsträgern aus Österreich auszutauschen und zu vernetzen. Ökonomisch steht die Gesundheitsversorgung in Österreich vor den gleichen Herausforderungen wie Deutschland oder die Schweiz: Aufbau ambulanter Strukturen, Digitalisierung, Arbeitskräftemangel, überalterte Bevölkerungsstruktur.
Insgesamt waren trotz Hochwassers in Südbayern 21 Mentees, 15 Alumni und 10 Mentor*innen angereist. Mit von der Partie war auch die Careum Stiftung aus der Schweiz, die das Mentoringprogramm in der Schweiz anbietet. Dies fördert den länderübergreifenden Austausch und die Vernetzung zukünftiger Führungspersonen aus der Schweiz und Deutschland. In diesem Jahrgang waren vier Schweizer Mentees mit dabei. Dr. Ursina Baumgartner, Verantwortliche der Careum Stiftung, ermutigte die jungen Führungskräfte den Geist des Programmes und das Gelernte in die Praxis zu tragen: „Die notwendig nachhaltigen Veränderungen im Gesundheitswesen erreichen wir nur durch die gemeinsame Anstrengung.“
Ein Tag im Herz Jesu Krankenhaus in Wien: Vielfalt der österreichischen Versorgungslandschaft
Gastgeber Christoph Dungl, Vertrieb und Marketingleiter B. Braun Austria, stellte beeindruckende Zahlen vor: Über 215 Millionen medizinische Produkte pro Jahr benötigt das Land, dazu zählen mehr als 39.000 Dialysebehandlungen und die Versorgung von über 5.500 Betten mit Sterilgut jährlich. Er machte die Rolle von B. Braun als Hersteller für das österreichische Gesundheitssystem deutlich: B. Braun Austria war als Gastgeber maßgeblich an dem Programm beteiligt und hat die B. Braun-Stiftung unterstützt.
Mag. Claudia Habl von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) bot einen umfassenden Überblick über den Reformprozess des österreichischen Gesundheitssystem. Die staatliche GÖG spielt eine zentrale Rolle im Gesundheitsreformprozess. Das Ziel der Gesundheitsreform ist eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Bund, Länder und Sozialversicherung mit gemeinsamer Governance zur langfristigen Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Zu den Schwerpunkten zählen die Stärkung des niedergelassenen Bereichs, spitalsambulante Strukturen, Digitalisierung, Gesundheitsförderung und Medikamentenversorgung. Dafür sind Investitionen und strukturelle Veränderungen erforderlich.
Menschlichkeit und Innovationen (k)ein Widerspruch
Die Vinzenz Gruppe, der viertgrößte Gesundheitsdienstleister in Österreich, lebt nach dem Motto "Gesundheit kommt von Herzen". Mag. David Pötz, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, präsentierte die gemeinnützige Arbeit seiner Organisation, die sich durch spezialisierte Kliniken und Kooperationen innerhalb und außerhalb der Gruppe auszeichnet. Mit den Salvatorianerinnen baut der Krankenhauskonzern seine ambulanten Strukturen aus.
In Gesundheitsparks arbeitet die Vinzenz Gruppe mit ambulanten Anbietern zusammen, die ihr Angebot ergänzen. In dem Netzwerk arbeiten hunderte Expertinnen* und Experten* aus Medizin, Therapie, Vorsorge, Pflege, Rehabilitation und dem sozialen Bereich. Sigrid Miksch erläuterte das Konzept, womit die Klinikambulanzen entlastet werden sollen. Die Auswahl der Netzwerkpartner in den Gesundheitsparks ist sehr streng. So müssen sie zu den Werten der Gruppe passen. Grundsätzlich soll die Gesundheitskompetenz der Patienten gestärkt werden, es gibt auch einen Patientenbeirat.
Stolz ist das Krankenhaus auch über seine Krankenhaus-App , über die sich Patient*innen während ihres Krankenhauses informieren können. Katja Österreicher, Innovationsmanagerin bei der Vinzenz Gruppe, stellte die Patienten-App "Hallo Gesundheit" vor. Sie wurde erfolgreich mit Usern entwickelt.
Ähnlicher Ansatz, anderes Konzept: Interprofessionelle Gesundheitszentren Salvida
Dr. Dominik Bammer von Salvida stellte sein Businesskonzept der Salvida Gesundheitszentren vor. Während die Ärzt*innen sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, werden die organisatorischen Aufgaben von den Administratoren von Salvida übernommen werden. Salvida wirbt damit, Behandlern einen sicheren Rahmen für die Niederlassung zu bieten und gleichzeitig „Gesundheit aus einer Hand“ anzubieten. Dahinter steckt der ganzheitliche Ansatz zusätzlich zur Therapie noch andere Gesundheitsberufe wie Physiotherapeuten im Zentrum anzusiedeln.
Krankenhaus für die Menschen
Um Wohlfühlen und Patientenorientierung geht es auch in der Atomos Klinik, die mit ihrem Anspruch an Architektur und Führung, eine sichere und angstfreie Umgebung für Patient*innen schaffen wollen. Atomos legt Wert auf flache Hierarchien, flexible Strukturen, Slow-Development. Die Gründungsfamilie will „Autorität durch Vorbild ersetzen“ und „der Medizin wieder eine Heimat geben“.
Das Ziel der Co-Gründer*innen Dr. Florian Valach, Dr. Christoph Valach und Angela Valach ist es, die Medizin von der Fragmentierung wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen. Atomos bezieht sich auf ein holistisches medizinisches Leitbild und setzt – wie die Gründer sagen - jeden Teil im Sinnbild des Mosaiks an den geeigneten Platz, um so eine optimale Patientenbetreuung zu gewährleisten.
Der Schlüssel zum Erfolg: Innovationsfähigkeit
Die Themen Innovation und Digitalisierung zog sich wie ein Faden durch die zwei Tage der Studienreise. Prof. Thomas Grechenig stellte die österreichische Telematik-Infrastruktur vor und berichtete über die Chancen von Künstlicher Intelligenz.
Auch die Teilnehmenden des Mentoringprogramms hatten einen aktiven Part zu Innovationen. Neben den sechs Wochenend-Seminaren hatten die Mentees in interprofessionellen Arbeitsgruppen einen Business Case oder Innovationsfonds-Antrag zu erstellen. Diese zu präsentieren, bildete vor der Überreichung der Zertifikate den letzten Pflichtteil des Mentoringprogramms.
**KENA - KrankenhausEigene NAchsorge**: Ein sektorenübergreifendes Versorgungsmodell, das Teile der Krankenhausbehandlungen ins häusliche Umfeld verlagert, um die Versorgungskapazitäten effizienter zu nutzen.
**EMY - EMpower Yourself**: Eine Software zur Reduzierung der Wartezeiten in Arztpraxen durch direkte Kommunikation der geschätzten Wartezeit an Patient*innen.
**Hans und Grete – Geburtskompass**: Eine App, die vor, während und nach der Schwangerschaft unterstützt und den Zugang zu Gesundheitsdienstleistern erleichtert.
**RE-mOUve**: Ein Projekt zur individualisierten Nachbehandlung von Schwerverletzten mittels Medical Digital Twinning.
**AdaptiCare**: Eine Lern-App für internationale Pflegekräfte, die Sprach- und Pflegekompetenzen vor der Einreise vertieft und die Einarbeitungszeit in Deutschland verkürzt.
Das Mentoringprogramm als Karrierekick
Die Studienreise nach Wien war ein inspirierender und lehrreicher Höhepunkt des Mentoringprogramms 2023-24 der B. Braun-Stiftung. Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv. Sie sahen sich gestärkt auf ihrem Weg in Führungspositionen im Gesundheitswesen. Die B. Braun-Stiftung freut sich darauf, die zukünftigen Erfolge ihrer Mentees zu begleiten und auch in Zukunft die Entwicklung von Führungskräften im Gesundheitswesen zu unterstützen. „Die Qualifizierung von Highpotentials aus den eigenen Reihen ist eine Strategie, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Da erfüllt die B. Braun-Stiftung eine wichtige, wenn auch kleine Rolle, die sich durchaus übertragen lässt“, sagt Dr. Thilo Brinkmann über das Programm.
Hintergrund – Das Gesundheitssystem von Österreich
Das österreichische Gesundheitssystem (ein komplexes Geflecht an Zuständigkeiten von Bund, Länder, Bezirke und Sozialversicherung) versorgt 8,9 Millionen Einwohner, davon 83 Prozent mit österreichischer Staatsangehörigkeit. Die Gesundheitsausgaben lagen in 2022 bei 49,897 Milliarde Euro. Die Länder finanzieren zusammen mit der Sozialversicherung das Spitalswesen (60:40). Im Pflichtversicherungssystem sind ca. 99,7 Prozent der Bevölkerung versichert. Das System ist in Selbstverwaltung, es gibt insgesamt fünf Sozialversicherungsträger ohne Wettbewerb. Die Versicherten können den Versicherungsträger nicht frei wählen. Es gibt drei Krankenversicherungsträger, mit dem gleichen Zugang für alle Patient*innen, freie Arzt- und Therapiewahl. Die Ärztekammer verhandelt Kollektivverträge mit den Sozialversicherungsträgern (Leistungen, Honorare).
Die Schwerpunkte der Gesundheitsreform (1,1 Milliarde Euro Zusatzmittel p.a. bis 2028) umfasst die Stärkung des niedergelassenen Bereichs (Schaffung von mehreren hundert Kassenstellen z. B. für Primärversorgungseinrichtungen), des spitalsambulanten Bereichs, Digitalisierung (inkl. Telemedizin), Gesundheitsförderung, Impfen sowie Medikamentenversorgung.
Das nächste Mentoringprogramm startet im Herbst 2025. Über den Ausschreibungsbeginn informiert die B. Braun-Stiftung rechtzeitig über ihre Webseite, ihren Newsletter und die eigenen Social Media-Kanäle.