"Ich wünsche uns mutige Entscheidungen"

"Ich wünsche uns mutige Entscheidungen"

Arne Evers beschreibt sich selbst als Fürsprecher für den Pflegeberuf. Fast alle kennen ihn in der Pflegeszene – denn Arne Evers ist engagiert, mischt sich gerne in die Pflegepolitik ein und hat eine fundierte Meinung. Er kennt sich aus, wenn es um die Pflege geht, nicht nur in Fragen des Pflegemanagements: Ende des Jahres erscheint sein erstes Buch zur Personalbemessung in der Pflege, das er gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Pohlmann herausgibt. Wir sprechen mit ihm über sein neues Ehrenamt als Kuratoriumsmitglied der B. Braun-Stiftung, den Pflegeberuf mit seinen besonderen Herausforderungen.

Arne Evers auf der Fortbildung für Pflegende 2023

Wir gratulieren dir zum neuen Ehrenamt. Wie fühlt es sich an Kuratoriumsmitglied in der B. Braun-Stiftung zu sein?
Das fühlt sich sehr gut und ehrenvoll an, insbesondere da mir erst im Nachgang erzählt wurde, dass unser ehemaliger Geschäftsführer und nun Stiftungsverwaltungsratvorsitzender Karl-Josef Schmidt vor einigen Jahren auch schon mal Kuratoriumsmitglied war. Weiterhin ist einer unserer beiden Geschäftsführer, Herr Martin Bosch, als Mentor im Mentoringprogramm engagiert. Das lässt einen durchaus respektvoll auf das eigene Engagement schauen. Ich freue mich aber auch einfach sehr auf die Erfahrung und den Austausch!
 

Was für Impulse möchtest du setzen?
Es erscheint mir fast zu früh für Impulse, da ich ja doch noch neu dabei bin und selbst erstmal „reinkommen“ muss. Ein Anliegen wäre aber sicherlich die größere Inanspruchnahme der verschiedenen Fördermöglichkeiten der B. Braun-Stiftung durch Pflegewissenschaftler*innen bzw. Pflegefachpersonen.
 

Wann bist Du das erste Mal mit der B. Braun-Stiftung in Kontakt gekommen? Was verbindet dich mit der Stiftung?
Das war 2015 mit der Teilnahme bei der Expertise in Leadership. Da ist der Kontakt stetig geblieben: Über Vorträge bei der Fortbildung für Pflegende, den Leadership-Workshops, Begegnungen auf Veranstaltungen oder eben der Programmkommission.
Mit einigen der TeilnehmerInnen aus 2015 habe ich bis heute guten Kontakt. Auch hier herrscht also eine Verbindung über die Stiftung hinausgehend. An dieser Stelle werbe ich daher gerne intensiv für die Teilnahme an den Programmen der B. Braun-Stiftung, da kann man enorm von profitieren.
 

Was reizt dich an deinem Beruf am aller meisten?
Die Pflege – und das gilt für meine Tätigkeit als Pflegedirektor ebenso – ist enorm abwechslungsreich. Also diese gesamte Palette von pflegerischen Kernaufgaben, Gestaltung von Prozessen, die Teamarbeit, Digitalisierung bis hin zur individuellen Fragestellung aus dem Bereich des Personalwesens macht enorm viel Spaß, ist aber durchaus auch herausfordernd. Hinzu kommt: In meiner Position kann ich – wobei das auch jeder selbst sein kann – nochmal besonders ein Fürsprecher für den Pflegeberuf in der Politik sein. Eine Rolle, die ich ja auch außerhalb meiner hauptamtlichen Tätigkeit sehr gerne einnehme und vertrete.
 

Engagierst du dich deshalb so gerne in der Programmkommission unserer jährlich stattfindenden Fortbildung für Pflegende?
Die Fortbildung für Pflegende ist in meiner Wahrnehmung eine renommierte Veranstaltung: Alleine daran mitzuwirken ist keine Bürde, sondern Freude. Hinzu kommt natürlich auch der fachliche Austausch, die einzelnen Ideen wie die Gesamtveranstaltung gestaltet werden kann ist sehr lehrreich. Ich hatte beispielsweise bisher wenig mit Start-Ups zu tun, das habe ich erst durch die Fortbildung kennengelernt. Weiterhin macht es mir auch einfach Freude solche Programme mitzugestalten, da kann ich doch immer wieder Ideen einbringen. Es ist mir aber wichtig zu erwähnen:  Die hauptamtlich Tätigen innerhalb der B. Braun-Stiftung haben immer noch die meiste Arbeit, ich trage da nicht die Hauptlast. Insofern ist deren Engagement für eine hervorragende Fortbildung für Pflegende mehr zu danken und in den Vordergrund zu stellen.
 

Zu den fehlenden Pflegekräften – was ist Euer Geheimrezept für die Personalakquise? Gibt es überhaupt eins?
Nein, es gibt kein Geheimrezept, sondern es ist ein Sammelsurium verschiedener Aspekte, wie ja auch diverse Studien zeigen. Wichtig ist uns im St. Josefs-Hospital Wiesbaden sowie im gesamten Verbund die Entwicklung von „Professionalisierung“. Daraus folgt zwangsläufig das berühmte Arbeiten auf Augenhöhe, mehr pflegerische Entscheidungsfähigkeit, gute und sensible Führungskräfte zu haben und Entwicklungen aufzuzeigen. Das können wir zum Teil selbst gut bespielen und uns da von Mitbewerbern abgrenzen, auf der anderen Seite müssen wir uns natürlich auch nach den gesetzgeberischen Vorgaben richten.
 

Du bist im St. Josefs-Hospital in Wiesbaden im Management – was siehst du gerade als deine größte Herausforderung an?
Das ist sicherlich der Fachkräftemangel. Da muss man sich ständig neu erfinden, auf Erfordernisse eingehen, eigene Ideen entwickeln oder Aspekte ringsherum aufgreifen. Hinzu kommt natürlich auch die politische Diskussion und der Wandel in Gänze, insbesondere die Krankenhausstrukturreform oder die Ambulantisierung.
 

Du sprichst die Krankenhausstrukturreform an aber auch in der Pflege ist ja einiges los und es gibt immer wieder politische Überraschungen. Wie gehst Du damit um?
Die Pflegepolitik macht es einem in der Tat nicht immer leicht, da wir in Deutschland eigentlich viel weiter sein könnten, was die Rolle der Pflege in der Gesundheitsversorgung betrifft. Mir ist bei den politischen Diskussionen immer wichtig nicht schwarz und weiß zu denken, sondern auch auf die Graubereiche dazwischen einzugehen. Veränderung ist ein Prozess und den kritisch, aber konstruktiv zu begleiten ist mir ein persönliches Anliegen. Da kommt mir sicherlich zugute, dass es mir gut gelingt vermeintliche Frustration eher in Engagement umzuwandeln.
 

Wenn du noch mal auf die Welt kämst oder noch einmal von vorne anfangen könntest – würdest du wieder Krankenpfleger werden?
Auf jeden Fall! Ich habe meine Berufswahl und die Möglichkeiten dieses Berufes nie bereut.  Ich glaube auch weiterhin an Fortschritt und gehöre sicher nicht zu den Pessimisten unseres Berufsstandes.
 

Mit oder ohne Social Media?
Tendenziell mit, aber reduzierter. Ich habe Social Media doch einiges zu verdanken. Ich kann aber nur zum dosierten, bewussten und reflektierten Umgang raten.
 

Was wünschst du dir derzeit am allermeisten?
Gesellschaftlich gesehen: Frieden, nicht nur aber auch in Europa
Beruflich gesehen: Wegweisende, mutige und aufwertende Entscheidungen der Politik für den Pflegeberuf - familiär gesehen: Dass alle gesund bleiben und meine Kinder, meine Ehefrau und ich selbst einfach weiter glücklich und lebensfroh bleiben.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit im Kuratorium der B. Braun-Stiftung.

 

Zu Arne Evers:
Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger schloss nach seinem Bachelor of Science in Pflegepädagogik 2015 den Master in Pflegewissenschaft ab. Seine berufliche Karriere startete er im St. Josefs-Hospital Wiesbaden als stellvertretender Pflegedienstleiter. Später wurde er zusätzlich Pflegedienstleiter im St. Josefs-Hospital Rheingau, bevor er 2019 Pflegedienstleiter im St. Josefs-Hospital Wiesbaden wurde. Seit Januar 2024 ist er Pflegedirektor des St. Josefs-Hospital Wiesbaden Verbund und Prokurist der JoHo Ambulantes Zentrum GmbH. 
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich in zahlreichen Verbänden und Gesellschaften. Er ist langjähriges Mitglied des Deutschen Berufsverbandes für Krankenpflegeberufe (DBfK) und seit 2023 Mitglied des Vorstands des Katholischen Krankenhausverbands Deutschland (KKVD). Darüber hinaus ist er im Fachausschuss Krankenhausfinanzierung der Hessischen Krankenhausgesellschaft aktiv und Mitglied der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Evers ist ein gefragter Referent auf Fachkongressen und regelmäßiger Autor für renommierte Fachzeitschriften wie die Schwester/ der Pfleger von Bibliomed. Zudem erscheint Ende des Jahres sein erstes Buch, das er gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Pohlmann herausgibt – zum Thema "Personalbemessung in der Pflege".
Privat genießt er Ausflüge und Wochenendtrips mit seiner Familie und entspannt sich auch mal beim "Gamen" an der Konsole. Was nirgendwo fehlen darf ist sein Handy. Als bekennender "Smombie", wie er scherzhaft zugibt, hat er das immer in Reichweite.