Stipendien schaffen Optionen
Nicht alles ist möglich auf dem Karriereweg. Da können Stiftungen mit ihrem Förderangebot hilfreich sein und auch einmal Treffen mit einem Nobelpreisträger möglich machen. Felix Ehret, Assistenzarzt im vierten Weiterbildungsjahr in der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie an der Charité in Berlin und Stipendiat der B. Braun-Stiftung, war im Frühsommer 2023 Gast auf dem Lindauer Nobelpreistreffen. Er berichtet darüber, wie er die Bedeutung von Stiftungen einschätzt und welche Möglichkeiten Stipendien in der Karriereplanung haben können.
Für welche Maßnahme haben Sie bei der B. Braun Stiftung einen Förderantrag gestellt?
Die B. Braun Stiftung fördert mich im Rahmen meines "Master of Science in Clinical Trials" an der University of Oxford. Für diese großzügige Förderung bin ich sehr dankbar, da mir diese finanziell weiterhilft und mich spürbar entlastet. Darüber hinaus hat mich die Stiftung im Rahmen meiner Teilnahme am diesjährigen Lindauer Nobelpreisträgertreffen im Juni unterstützt.
Wie sind sie auf die B. Braun-Stiftung damals aufmerksam geworden?
Eher zufällig. Ich habe die B. Braun Stiftung im Internet gefunden, als ich nach Möglichkeiten gesucht habe, meinen Master zu finanzieren. Die Förderung hat mir zweifelsfrei sehr geholfen. Meinen Master werde ich erst im kommenden Jahr abschließen. Danach strebe ich an, mein erworbenes Wissen in der klinisch-translationalen Forschung anzuwenden und weiterhin in der universitären Medizin tätig zu sein.
Sie sind jetzt auf das Lindauer Nobelpreisträgertreffen eingeladen worden oder aufmerksam geworden. Wie kam es dazu?
Für jeden wissenschaftsbegeisterten Medizinstudenten sind die Entdeckungen und Arbeiten von Nobelpreisträgern faszinierend. Die Errungenschaften, Methoden und Erkenntnisse werden tagtäglich von Ärzten und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt angewendet. Da ich selbst vom Bodensee stamme und ich die Vergabe der Nobelpreise stets verfolgt habe, war mir das Lindauer Nobelpreisträgertreffen seit längerer Zeit bekannt. Daher habe ich mich riesig gefreut, dass nach der COVID-Pandemie nun endlich wieder das Nobelpreisträgertreffen für Physiologie und Medizin anstand. Bei der Bewerbung habe ich keine Sekunde gezögert, ich wollte diese einmalige Chance unbedingt nutzen.
Welche Bedeutung hatte dieses Treffen für Sie?
Die Möglichkeit, sich persönlich mit Nobelpreisträgern auszutauschen und andere motivierte und herausragende Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt zu treffen, ist in jeglicher Hinsicht inspirierend und beflügelnd. Mein Highlight war der intensive Austausch mit William G. Kaelin Jr., Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin im Jahr 2019. Da er ebenfalls einen onkologisch-medizinischen Hintergrund hat und in Harvard tätig ist, waren seine Ratschläge und Erfahrungsberichte von besonderer Bedeutung. Ehe ich mich versehen habe, durfte ich seinen Nobelpreis auch mal in den eigenen Händen halten – ein unvergesslicher Moment. Das gesamte Nobelpreisträgertreffen hat meinen persönlichen und wissenschaftlichen Horizont erweitert und wird mich noch für lange Zeit inspirieren.
Welche Bedeutung haben Ihrer Meinung nach Stipendienangebote von Stiftungen?
Ich denke, Angebote von Stiftungen spielen eine zentrale Rolle in der Stipendienlandschaft in Deutschland. Für viele motivierte und talentierte Nachwuchskräfte sind sie einmalige Chancen, den nächsten Schritt auf ihrem persönlichen Weg zu realisieren.
Im Rahmen meines Werdegangs haben Förderungen einen sehr positiven Einfluss gehabt, wofür ich ausgesprochen dankbar bin. Ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass ich mich ohne diese Stipendien nicht so weiterentwickelt hätte. Insofern kann ich das Wirken und die Arbeit von Stiftungen in Deutschland nur ausdrücklich gutheißen und unterstützen.
Was können Sie Stipendiat*innen raten? Wie findet man die passenden Angebote?
Mein Rat an Stipendiaten: Bleibt neugierig und hungrig! Nutzt die Fördermöglichkeiten vollumfänglich aus, um damit den Förderern und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Im Internet findet man verschiedene Datenbanken, um das passende Stipendium zu finden. Hier lohnt sich die frühe Recherche und eine sorgfältige Prüfung der Stipendien, um die passende Förderung zu finden.
Letzte Frage: Was würden Sie sich von Stiftungen wie unserer für zukünftige Stipendiat*innen wünschen?
Ich denke, dass die Arbeit der Stiftungen bereits sehr gut ist. Dennoch gibt es meines Erachtens Bereiche, in denen noch ungehobenes Potenzial liegt. Zum Beispiel ist eine stärkere Vernetzung unter Stipendiaten unglaublich förderlich, da der direkte Austausch nochmal weitere Anstöße zur Weiterentwicklung und auch Kooperation bietet. In diesem Kontext ist der Kontakt zu Alumni ebenfalls wichtig, da diese mit ihrer Erfahrung zusätzlich als Mentoren fungieren können. Abschließend würde ich mich freuen, wenn Stiftungen ihre wertvolle Förderarbeit besser öffentlich einsehbar machen – wer und was wurde wann gefördert? Wie haben sich die Geförderten weiterentwickelt und wo stehen sie heute?
Felix Ehret ist Assistenzarzt im vierten Weiterbildungsjahr in der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie an der Charité in Berlin. Sein Medizinstudium hat er 2019 in Würzburg abgeschlossen und durfte - wie er sagt - "als begeisterter Medizinstudent" schon wertvolle Erfahrungen im klinischen und wissenschaftlichen Kontext sammeln, u.a. an der Harvard, Stanford und Yale University in den USA. Er hat sich entschieden, sich klinisch, wissenschaftlich und in der Lehre zu engagieren. Seit jeher liegt sein wissenschaftliches Interesse in der Neuroonkologie und Hochpräzisionsbestrahlung und in der optimalen radioonkologischen Versorgung von Patient*innen mit gut- und bösartigen Hirntumoren. Seine Habilitation hat er 2023 im Sommer abgeschlossen. Ab Herbst diesen Jahres wird er für einen zweijährigen Postdoktorandenaufenthalt an die Harvard University zurückkehren und sich dort fachlich und wissenschaftlich weiterentwickeln.
Die Lindauer Tagung vom 25.-30. Juni 2023 widmete sich der Disziplin Physiologie/Medizin. An die 40 Nobelpreisträger*innen aus diesem Forschungsfeld haben zum reichhaltigen Programm beigetragen. 635 Nachwuchswissenschaftler*innen aus der ganzen Welt waren eingeladen. Im Rahmen von #LINO23 fanden nicht nur Vorträge, Agora Talks und Podiumsdiskussionen statt. Im Fokus stand der persönliche Austausch mit Nobelpreisträger*innen und anderen „Young Scientists“.