Vorteile von Robotik: Pflegende fordern Integration von digitalen Assistenzsystemen in Aus- und Fortbildung

Vorteile von Robotik: Pflegende fordern Integration von digitalen Assistenzsystemen in Aus- und Fortbildung

Assistive Technologien wie künstliche Intelligenz und Robotik werden auch Arbeitsabläufe im Pflegeprozess verändern. Eine Umfrage von FORMAT und der B. Braun-Stiftung zeigt, dass Pflegende im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung solche Technologien stärker akzeptieren und sie ihrerseits Chancen und Vorteile durch Assistenz erwarten. Pflegende erhoffen dabei weniger Unterstützung in Kernkompetenzen, sondern vielmehr bei Mobilisierung, Transfer und patientenfernen Tätigkeiten. Neun von zehn Pflegenden fordern, dass die Vermittlung von Wissen zur Anwendung assistiver Technologien grundlegender Bestandteil der Aus- und Weiterbildung in Gesundheitsberufen wird.

Pflegeroboter Thea war der Star auf der Fortbildung für Pflegende 2018. Copyright B. Braun-Stiftung

Pflegende sind digitalaffin und aufgeschlossen gegenüber Robotik – und zwar in jedem Alter. Allerdings fühlen sie sich in Aus- und Weiterbildung nicht genug auf die Anwendung von technischen Assistenzsystemen vorbereitet. Das zeigte eine repräsentative Umfrage, deren Ergebnisse die B.Braun-Stiftung auf der 41. Fortbildung für Pflegende am 25. Oktober in Kassel vorstellte. 88 % fordern, das Technologien und Robotik Bestandteil der Ausbildung in Gesundheitsberufen werden soll.

Entlastung und nicht Ersatz
Insgesamt sehen mehr als zwei Drittel der 324 Befragten (70 %) – unabhängig vom Alter -  eine Chance darin, dass technische Systeme ihnen die Arbeit bei körperlich belastenden Tätigkeiten erleichtern. Die Angst durch sie ersetzt zu werden, besteht bei den meisten Befragten  (68 %) nicht.  Die Pflegenden wünschen sich in diesem Punkt eine Entlastung und haben dazu genaue Vorstellungen. Es sind besonders die zeitaufwendigen, patientenfernen und administrativen (Dokumentation, Kontrollaufgaben, Materialbeschaffung) sowie körperlich belastenden Tätigkeiten wie Mobilisation und Transfer, für die sie Unterstützung benötigen. Besonders Befragte ab 40 Jahren (138) zeigen eine hohe Aufgeschlossenheit für technische Unterstützung im Pflegealltag. Daraus lässt sich ableiten, dass viele darin eine Möglichkeit sehen,  möglichst lange als Pflegekraft tätig zu sein. Weiterbildung durch Workshops und Seminare sowie die Anwendungserprobung in Lernlaboren und SkillsLabs favorisiert die Mehrheit der Befragten. 

Assistenzroboter Thea der Universität Halle auf der Fortbildung für Pflegende 2018. Copyright B. Braun-Stiftung/Ulf Schamlöffel

Alltag von Pflegenden ist nicht digital

Die Pflegenden können sich in der Aus- und Weiterbildung nur selten mit digitalen Fragestellungen auseinandersetzen. 81 % der Teilnehmer können im derzeitigen Pflegealltag überhaupt bzw. eher nicht ausreichende Weiterbildungsmöglichkeiten zu digitalen und technischen Assistenzsystemen nutzen. Das spiegelt den derzeitigen Pflegealltag wieder: Zwar haben 305 der 324 (94 %) Befragten im Arbeitsalltag bereits einen Computer genutzt, andere technische Assistenzgeräte wie z.B. Laptop, Telekonferenzsysteme oder Smartphone spielen hingegen nach wie vor keine nennenswerte Rolle im Versorgungsgeschehen. Für Kommunikation und Therapie und Diagnostik ist das Interesse an technischen Assistenzgeräten mit 35 % eher gering. Patientennahe Tätigkeiten – wie Körperpflege und Unterstützung bei der Ernährung - sehen Pflegende weiterhin als eine ihrer Kernkompetenzen, die in bewährter Weise ausgeführt werden sollen.

Pflegeprojekt AKH Wien. Lohfert Preis 2019
Copyright Christoph Lohfert Stiftung/Michael Rauhe

Umfrage
Die Auswertung bezieht sich auf eine Umfrage die mit den Teilnehmern der Fortbildung für Pflegende im letzten Jahr durchgeführt wurde. Von den 1 200 Teilnehmern beteiligten sich 324.  78,1 % der Befragten sind weiblich und gehören der Berufsgruppe der Gesundheits- und Krankenpflege an. Mehr als zwei Drittel (66,9 %)  sind seit mindestens 10 Jahren (66,9 %) in der gesundheitlichen Versorgung tätig. Ein deutlicher Anteil der Befragten ist seit über 30 Jahren (31,8%) in Bereichen der pflegerischen Versorgung tätig, hat zu 65 % eine Fachweiterbildung und zu 14 % einen Studienabschluss. 61 % der Befragten arbeiten in einem Krankenhaus.

Die Umfrage wurde vom FORMAT-Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Patrick Jahn und der B. Braun-Stiftung durchgeführt. Das FORMAT-Projekt der Universitätsmedizin Halle (Saale) forscht u. a. zu technischen Assistenzsystemen und fördert mit berufsübergreifenden Weiterbildungsmaßnahmen  den Umgang mit technischen Hilfsmitteln.

https://format.medizin.uni-halle.de/

Zur Veranstaltung

Die B. Braun-Stiftung nutzt die repräsentative Zielgruppe der Veranstaltungsreihe für aussagefähige Stichproben. „Die Größe der Veranstaltung und die Zusammensetzung der Teilnehmer lässt repräsentative Ergebnisse mit unmittelbarem Nutzen für die Pflege zu“, sagte Geschäftsführer Professor Alexander Schachtrupp.

Zu dem Artikel gelangen Sie hier https://fortbildung-fuer-pflegende.de/umfrage/387/