Schweden als Blaupause? Mentees in Stockholm

Schweden als Blaupause? Mentees in Stockholm

Fast ein Jahr lang haben sie gemeinsam gelernt und sich für Führungspositionen qualifiziert, jetzt trafen sich Mentees, Mentoren und Alumni der B. Braun-Stiftung vom 24. bis 26. Mai in Stockholm. Sie präsentierten ihre während der Programmlaufzeit erstellten Business Cases und Versorgungskonzepte, und lernten das schwedische Gesundheitssystem kennen.

Vernetzen ist alles: Starkes Netzwerk aus Mentoren, Alumni und Mentee

Interprofessionalität von Anfang an

Das schwedische Gesundheitssystem gilt als eines der innovativsten Europas. Dies zu hinterfragen und auch kennenzulernen gehört zu den Aufgaben der Studienreise. Ein Besuch im Stockholmer Südkrankenhaus "Södersjukhuset", Stockholms größtes kommunales Krankenhaus, gab die Möglichkeit zum Austausch mit schwedischem Krankenhauspersonal. Das Südkrankenhaus hat Schwedens größte Notaufnahme mit ca. 100.000 Besuchen und ca. 200.000 Pflegetagen pro Jahr. Heute hat das Södersjukhuset etwa 600 Pflegeplätze und über 4.000 Angestellte. Vergleichsweise gering ist die Anzahl der Intensivbetten. Diese werden mit 17 angegeben.

Teamleistung im Vordergrund: Wer ist in der Krankenpflege, wer ist als Arzt tätig?

In Schweden ist die interprofessionelle Ausbildung etabliert. Zukünftige Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal sowie Physio- und Ergotherapeuten seit 20 Jahren lernen die berufsübergreifende Zusammenarbeit bereits am Anfang ihres Berufswegs. Betreut werden sie dabei von Supervisoren, die als Lernbegleiter, Experten und Beurteilende fungieren. Im Södersjukhuset erfuhren die Studienreiseteilnehmer viel über interprofessionelle Ansätze in Krankenhausprozessen: z. B. über den Umgang mit krankenhausinternen Innovationen und Prozessoptimierungen, die durch eine eigene Abteilung am Krankenhaus gesteuert werden. Weitere Themenfelder waren interprofessionelles Arbeiten auf der Intensivstation, in Lern- und Arbeitsprozessen und in Patientensimulationen.

"Interprofessionalität im Gesundheitswesen ist auch für Deutschland noch ausbaufähig. Wir in der Stiftung setzen deshalb konsequent auf interprofessionelles Lernen, denn nur gemeinsam können wir zu guten Lösungen kommen", meint Prof. Dr. Alexander Schachtrupp, B. Braun-Stiftung. Deshalb kommen die Mentees aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen, z. B. aus Klinikmanagement, Geschäftsführung, Krankenhausapotheke, Universität, Wissenschaft, Dienstleistung, Medizin, Pflegemanagement, Krankenkassen, der Gematik und dem Qualitätsmanagement.

"Schwerpunkt der Business Cases und Versorgungsprojekte war die Digitalisierung, z. B. die Vernetzung von Krankhausbehandlung und ambulanter Nachsorge. Es waren bis ins Detail ausgearbeitete, umsetzbare Businesspläne dabei", erklärte Prof. Dr. Alexander Schachtrupp, B. Braun-Stiftung zufrieden. Darin zeigen sich das Thema der Zeit: Medizin 4.0. Vorgestellt wurden digitale Lösungen zur Eigentherapie nach Schlaganfall, zur poststationären Unterstützung von Patientinnen mit Anorexie, Vermittlung von ausgebildeten Pflegekräften in der Peripherie, zur Medikamentenapplikation auf Station sowie für den Rettungsdienst und zur Patientenaufnahme.

Zu den Mentoren gehörten Dr. Markus Horneber, Frankfurt, Joachim Prölß, Hamburg, Karsten Honsel, Hannover, Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, München, Philipp Schlösser, Müritz, Dr. Stefan Knoth, Brugg (CH), Benjamin Koch, Aachen, Dr. Wulf-Dietrich Leber, Berlin, Therese Lutnik, Wien,  Dr. Daniela Kreuzberg, Bonn, Barbara Napp, Hamburg und Marlies Petrig, Zürich, Thorsten Schütze, Bonn, Dr. Gerhard Sontheimer, Gießen, Prof. Dr. Kai Wehkamp, Kiel, Dr. Barbara Voss, Frankfurt.

Als Alumni begleitet haben: Franziska Auderer, Steinhausen, Nadine Babig, Bonn, Johann Baierlein, Bayreuth, Cornelia Baudisch, Eschborn, Lena Heyelmann, Haar, Kerstin Hohenleitner, Berlin, Janine Hübner, Frankfurt, Ansgar Jonietz, Dresden, Nicole Kästle, Klingenmünster, Saskia Kaune, Kassel, Rene Klinger, Fürth, Stephan Muhl, Langenfeld, Dr. Henrik Pfahler, Basel, Christopher Schmidt, Bonn, Degenhard Sowa, Köln, Katharina Stahnke, Herdecke, Markus Strack, Köln, Hannah Maria Werner, Itzehoe.

Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Nicole Jacob, Prof. Dr. Alexander Schachtrupp, Prof. Ursina Baumgartner und Stefan Müller-Mielitz waren als Ausrichter des Programmes dabei. Gastgeber und Organisatior vor Ort war Torbjörn Lund von B. Braun Medical S. A. mit seinen Mitarbeitern Maria Ericsson und Zdeko Zivkovic. 

 

Dr. Markus Horneber, Mentor B. Braun-Stiftung seit 2016

„Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie hilfreich es sein kann, sich am Anfang des Berufslebens als Sparringspartner mit einem erfahreneren Experten zu beraten und zu diskutieren. Einblicke in die fremde Praxis eröffnen außerdem fast immer neue Horizonte.“

– Dr. Markus Horneber , Vorstand Agaplesion Frankfurt,

 

Wichtiges Netzwerk
Das Mentoringprogramm ist international. Es wird gemeinsam mit der Careum-Stiftung aus der Schweiz durchgeführt. Es findet derzeit alle zwei Jahre statt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass neben den Seminaren jeder Teilnehmer mit einem erfahrenen Experten aus einem anderen Berufsfeld vernetzt wird, bei dem er auch hospitieren kann. Die Teilnehmer, Mentoren und Unterstützer der B. Braun-Stiftung sind Teil des Alumni-Netzwerkes und treffen sich regelmäßig. "Das Mentoringprogramm ist eine wichtige Verbindung zu unseren Marktteilnehmern. Wir begleiten die Absolventen der Programme langfristig. Das ist eine Investition in die Zukunft, denn sie fühlen sich dem Namen B. Braun verbunden.", sagt Prof. Dr. Ungethüm, Vorstandsvorsitzender der B. Braun-Stiftung. 

 

Zum Gesundheitssystem
Das schwedische Gesundheitswesen wird vom Steuerzahler finanziert, durchschnittlich zahlt der schwedische Staat ähnlich wie Deutschland, Frankreich und vergleichbare Länder elf Prozent des Bruttoinlandproduktes. Jede der 21 schwedischen Kommunen verwaltet ihren eigenen Gesundheitsbereich. Jeder Einwohner Schwedens profitiert vom staatlichen Gesundheitswesen; das gilt auch für Ausländer. Man registriert sich bei der staatlichen Krankenkasse. Darüber hinaus gibt es eine Zuzahlung der Patienten bei jedem einzelnen Arztbesuch oder Medikamentenkauf. Auch pro Krankenhaustag wird eine Patientengebühr erhoben. Für einen Arztbesuch in einem Gesundheitszentrum zahlt man zwischen 100 und 150 SEK, was ca. 10 bis 15 Euro entspricht. Ein Besuch beim Facharzt kostet mehr. Die Patientengebühren sind jedoch gedeckelt: Wer insgesamt 900 SEK an Gebühren gezahlt hat, wird für den Rest des Jahres (vom ersten Arztbesuch an) kostenlos behandelt. Ähnliches gilt für verschriebene Arzneimittel: Hier liegt die Obergrenze der Selbstbeteiligung bei ca.180 Euro, pro zwölf Monate. Was immer wieder kritisiert wird, ist, dass es deutlich längere Wartezeiten auf einen Arzttermin gibt als in Deutschland, aber auch auf eine Behandlung im Krankenhaus. Allen voran steht eine telefonische Beratung. Für die knapp zehn Millionen Einwohner Schwedens stehen zwei Drittel weniger Krankenhausbetten zur Verfügung als in Deutschland. Schweden leben durchschnittlich drei Jahre länger als Deutsche.