40. Fortbildung für Pflegende
Am 12. Oktober 2018 hat die B. Braun-Stiftung mit über 1200 Teilnehmern 40 Jahre Fortbildung für Pflegende gefeiert. Die Veranstaltung war Ausblick und Rückblick zugleich. Fazit: Die Pflegekräfte in Deutschland müssen selbst die Pflege voranbringen.
Die Veranstaltung war Ausblick und Rückblick zugleich.
Professor Michael Ungethüm, Vorstandsvorsitzender der B. Braun-Stiftung, stellte in seiner Eröffnungsrede die Ergebnisse einer Umfrage vor, die im letzten Jahr gemeinsam mit dem Institut für Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Leipzig auf der Pflegefortbildung in Kassel durchgeführt worden war. Untersucht wurde das Wissen von Pflegenden im Bereich Händehygiene ist und welche Rolle Fortbildungen dabei spielen.Er forderte in seiner Eröffnungsrede Krankenhäuserträger dazu auf, mit neuen Konzepten Schulungsangebote zur Krankenhaushygiene attraktiv zu gestalten.
Die Haube als Statussymbol
Prof. Christel Bienstein und Peter Jacobs gaben als Zeitzeugen einen Blick die Vergangenheit der Pflege vor 40 Jahren und schilderten ihre persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit. Kritisch beleuchtet wurde das Tragen der Haube, das nicht der Gleichstellung von Männern und Frauen im Pflegeberuf dient: „Dennoch haben wir es bis heute nicht geschafft, uns ein anderes, starkes Wiedererkennungssymbol zu kreieren“, sagte Peter Jacobs. Die Pflegenden hätten es selbst in der Hand die Zukunft ihres Berufs zu gestalten.
Das können sie sowohl in berufspolitischer oder pflegepraktischer Hinsicht erreichen. „Die Berufsgruppe muss als solche zusammenstehen und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, wie etwa die Pflege im Krankenhaus mit der Altenpflege“, betonte die Vizepräsidentin der rheinland-pfälzischen Pflegekammer, Sandra Postel. Viel wichtiger sei es, mit einer Stimme zu sprechen. Dies gelinge am besten über Pflegekammern. „Ohne Pflegekammern gibt es keine autonome Entscheidungen für uns Pflegende“, betonte Postel. Frau Postel rief die rund 1.200 Pflegenden in Kassel dazu auf, dass mediale Interesse für die Pflege zu nutzen und bekräftigte: „Erst mit einer Bundespflegekammer werden wir auf Bundesebene gehört. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie kommt.“
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„Ohne Pflegekammern gibt es keine autonome Entscheidungen für uns Pflegende“ Sandra Postel, der Vizepräsidentin rheinland-pfälzischen Pflegekammer.
Robotik als Unterstützung?
Stephan Holzinger, Vorstandschef der Rhön Klinikum AG, sprach den anwesenden Pflegenden Mut zu mehr Eigeninitiative in ihr Berufsleben mit einzubringen. „Wie kann es sein, dass die Pflege ein so unausgeprägtes Selbstbewusstsein hat? Das würde den Ärzten nicht passieren“, sagte er. Herr Holzinger, forderte die anwesenden Pflegenden dazu auf, mehr Mut zu Eigeninitiative zu haben. Robotik und Digitalisierung könnten helfen, die Arbeit von Pflegenden zu erleichtern und die Patientenversorgung zu verbessern. Sie seien zwar kein Allheilmittel, aber diese nicht zu nutzen hält der Manager für fahrlässig. Mehr noch ermahnte er, dass die Priorität nicht auf den Gewinn von neuen Mitarbeitern für die Pflege liegen dürfe, sondern dass man die bestehenden gehalten werden müssen.“
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„Wir müssen ganz dringend aufhören, diesen Beruf schlechtzureden, sonst kommt keiner mehr in den Beruf.“ Stephan Holzinger, Vorstandschef der Rhön Klinikum AG.
Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle Pflegeforschung des Universitätsklinikums Halle, unterstrich die Aussagen Holzingers. Er sieht in der Robotik eine Chance, die sich die Pflege nicht entgehen lassen darf. „Thema Roboter und deren Einsatzbereiche in der Pflege muss von den Pflegenden selbst gestaltet werden. „Nur wir haben die Erfahrungen.“ Jahn führte vor, was technisch zurzeit mit Robotern, wie etwa Thea aus der Pepper Familie, schon alles möglich ist: vom intelligenten Pflegewagen über Exoskelette bis hin zu humanoiden Robotern, die vor allem in der Demenzversorgung und Altenpflege eingesetzt werden.
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„Das Thema Robotik und dessen Einsatz im Bereich Pflege muss aus unserer Berufsgruppe heraus passieren und mit unseren Erfahrungen.“ Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle Pflegeforschung des Universitätsklinikums Halle.
Next Generation: Pflegende mit Selbstbewusstsein
Unter dem Programmpunkt „Next Generation“ kamen auf der Fortbildung für Pflegende erstmals vier Berufsanfänger zu Wort und präsentierten ihre Vision von Pflege. Auch sie wünschten sich ein selbstbewussteres und starkes, gemeinsames Auftreten ihrer Berufsgruppe. Pflege sei ein wundervoller Beruf, der stolz mache. Abseits von den Diskussionen um Personalnot stehe menschliche Zuneigung im Fokus der Pflege. Doch aktuell werde zu einseitig über deren „Schattenseiten“ berichtet. Außerdem brauche es in der Pflege noch mehr wissenschaftlich fundierte Daten, um den Forderungen von Pflegenden mehr Aussagekraft zu verleihen.
Interviewvideos der Referenten finden Sie auf der Veranstaltungswebsite: www.fortbildung-fuer-pflegende.de
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.