Zurück mit wertvollen Erkenntnissen

Zurück mit wertvollen Erkenntnissen

Viel Zeit zum Forschen: Dr. Isabelle Scholl hat als Teilnehmerin des Harkness-Fellowship-Programms ein Jahr in den USA verbracht

„Das vergangene Jahr war beruflich und persönlich eine große Bereicherung“, sagt Dr. Isabelle Scholl. Vor kurzem ist die 34-Jährige aus den USA zurückgekehrt, wo sie als Teilnehmerin des Harkness-Fellowship-Programms – einem Stipendium von Commonwealth Fund und B.Braun-Stiftung - an einem medizinischen Forschungsprojekt gearbeitet hat. Ihre Erkenntnisse will die Psychologin nun auch für ihre Arbeit am Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nutzen.


Für Isabelle Scholl war es nicht der erste Auslandsaufenthalt, und doch war die Zeit als Harkness Fellow für sie etwas ganz Besonderes: „Ich hatte Gelegenheit, mich ein Jahr lang ganz auf meine Forschung zu konzentrieren und das amerikanische Gesundheitswesen kennen zu lernen“, sagt sie. Konkret beschäftigt sich die Psychologin schon länger mit partizipativer Entscheidungsfindung (Englisch: shared decision-making / SDM) in der Medizin. Wie können Patienten stärker in medizinische Entscheidungen mit einbezogen werden, und welche Umstrukturierungen innerhalb medizinischer Einrichtungen sind dafür nötig? Mit diesen Fragen setzte sich Isabelle Scholl während ihrer Zeit in den USA intensiv auseinander, führte unter anderem Experteninterviews mit unterschiedlichen Akteuren des Gesundheitswesens. 

Ausgangspunkt für ihre Forschungsarbeit war das Dartmouth College, eine amerikanische Ivy-League-Universität in New Hampshire. „Als Mentor stand mir dort Prof. Glyn Elwyn zur Seite. Die Zusammenarbeit habe ich als sehr bereichernd empfunden“, sagt Isabelle Scholl. Sein Rat und seine Ideen hätten sie in ihrer Recherche weitergebracht. Unterstützung erhielt sie von Anfang an auch von ihrer zweiten Mentorin, Dr. Sarah Kobrin vom National Cancer Institute in der Nähe von Washington DC. „Eine sehr kluge, reflektierte Frau, von der ich viel lernen konnte.“


Nun ist Isabelle Scholl wieder zurück in Hamburg. Im Gepäck hat sie viele interessante Forschungsergebnisse: „Meine Studie hat aufgezeigt, dass es eine Vielzahl von Faktoren gibt – sei es auf Ebene der Gesundheitseinrichtungen oder des Gesundheitssystems -, die die Beteiligung von Patienten in der medizinischen Entscheidungsfindung erschweren“, erklärt Isabelle Scholl. Ihre Untersuchungen hätten aber auch Lösungsmöglichkeiten ergeben: Innerhalb einer einzelnen Einrichtung (zum Beispiel in einem Krankenhaus) könne die Leitung die Umsetzung der gemeinsamen Entscheidungsfindung durch Veränderung von Richtlinien und Arbeitsabläufen fördern. Was das allgemeine Gesundheitssystem betrifft, könnten eine bessere Vermittlung entsprechender Kenntnisse in der Medizinerausbildung sowie eine optimale Verankerung der gemeinsamen Entscheidungsfindung in Gesetzen und Leitlinien hilfreich sein. 

Diese Erkenntnisse will Isabelle Scholl nun auch in Deutschland nutzen. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland ist sie heute wieder am Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig und schon mittendrin in den nächsten Projekten. So leitet die Psychologin eine Forschungsgruppe zur Umsetzung und Evaluation der patientenzentrierten Versorgung. In einem Projekt geht es um die Förderung der Umsetzung der gemeinsamen Entscheidungsfindung in der Krebsmedizin. Zudem ist ein fünfjähriges Versorgungsforschungsprojekt geplant, in dem ein Messinstrument zur Erfassung von Patientenorientierung entwickelt werden soll. „In diesem Rahmen wollen wir zudem Möglichkeiten der Nutzung dieses Instruments im klinischen Alltag erarbeiten“, erklärt Scholl.


Was die Mutter eines Sohnes jungen Wissenschaftlern rät, die sich ebenfalls für das Harkness-Fellowship-Programm interessieren? „Unbedingt bewerben“, sagt sie. Denn das Jahr als Stipendiatin habe ihre Erwartungen um einiges übertroffen. „Ich habe interessante Menschen getroffen und inhaltlich viel gelernt. Aber auch persönlich bin ich in den vergangenen Monaten über mich hinausgewachsen.“ Für Bewerber hat sie noch einen wichtigen Tipp parat: Sie sollten sich nicht scheuen, Kontakt mit ehemaligen Stipendiaten aufzunehmen. „Wir sind jederzeit ansprechbar und können von unseren Erfahrungen berichten.“ Und auch die B.Braun-Stiftung reagiere erfahrungsgemäß sehr offen auf Fragen.